Von 2021 bis 2023 führte IKAB-Bildungswerk e.V. gemeinsam mit der Fondation INFA (Frankreich), dem Club Culturel Ali Belhouane (Tunesien) das Projekt UPdate – Neue Ansätze politischer Bildung für die Jugendarbeit durch. Im Oktober 2023 wurde ein pädagogisches Handbuch in drei Sprachen veröffentlicht.
In diesem Artikel erfahren Sie mehr über das Projekt und seine Ergebnisse.
Einen Link zum pädagogischen Handbuch in arabischer, deutscher und französischer Sprache finden Sie unten.
Kontext des Projekts
In den letzten Jahrzehnten sind viele Gesellschaften mit Phänomenen konfrontiert, welche die Demokratie und das Zusammenleben schwächen, wie z.B. die Polarisierung von Gesellschaften, verschiedene Formen der Radikalisierung, Rassismus und Diskriminierung oder die Verbreitung von Verschwörungsmythen. Auch Frankreich, Tunesien und Deutschland sind von diesen Phänomenen nicht verschont geblieben. Daher stehen unterschiedliche gesellschaftliche Akteur*innen vor der Aufgabe, auf diese Herausforderungen zu reagieren. Solche Akteur*innen sind beispielsweise nationale, regionale und lokale Regierungen und die ihnen zugeordneten Dienststellen, Unternehmen (man denke hier u.a. an Unternehmen, die im Bereich neuer Technologien und sozialer Netzwerke tätig sind) sowie der formale Bildungssektor, d.h. die Schule. Auch der hier relevante Bereich der nicht-formalen Jugendarbeit in unseren drei Ländern spielt eine wichtige Rolle bei der Begleitung junger Bürger*innen, sei es in der Sozialen Arbeit oder in der pädagogischen Arbeit mit Gruppen.
Trainings im Kontext politischer Bildung oder zu bestimmten gesellschaftlichen Themen werden von vielen Einrichtungen angeboten, die gute Arbeit leisten. Allerdings haben diese kurzzeitpädagogischen Trainings für bereits tätiges (oder ehrenamtlich aktives) Personal ihre Grenzen. Es bedarf eines längerfristigen didaktischen Ansatzes, der die politische Bildung stärker im Bereich der nichtformalen Jugendarbeit verankert. Dazu muss dieses Vorhaben bereits in den Grundausbildungen ansetzen. Aus dieser Motivation heraus entstand das Projekt UPdate – Neue Ansätze politischer Bildung für die Jugendarbeit.
Rahmen des Projekts
Das Projekt UPdate wurde von der Fondation INFA (Frankreich), dem Club Culturel Ali Belhouane (Tunesien) und IKAB-Bildungswerk e.V. (Deutschland) ins Leben gerufen und durchgeführt. Diese drei Organisationen arbeiten seit 20 Jahren zusammen und organisieren bi- und trinationale Jugendaustauschprojekte sowie bi- und trinationale Fortbildungen gemeinsam. Gefördert wurde das Projekt als Strategische Partnerschaft im Rahmen des Programms Erasmus+ Jugend in Aktion von der Europäischen Kommission mit einer zusätzlichen Ko-Finanzierung vom Deutsch-Französischen Jugendwerk.
Phasen des Projekts
Das Projekt bestand aus den folgenden drei Phasen:
- Deutsch-französisch-tunesische Analyse zum aktuellen Stand der politischen Bildung in der Jugendarbeit in den drei Ländern,
- Pädagogische und technische Entwicklung von vier dreisprachigen Modulen im Blended-Learning-Ansatz,
- Veröffentlichung eines pädagogischen Handbuchs auf Französisch, Arabisch und Deutsch, das die Umsetzung der Module anleitet.
Ergebnisse des Projekts – alles in einem Handbuch
Alle Ergebnisse des Projekts wurden in das pädagogische Handbuch eingearbeitet. Im Handbuch befinden sich:
- Die Ergebnisse aus der trinationalen Analyse zu politischer Bildung und
- 4 Fortbildungsmodule im Blended-Learning-Ansatz (direkter Link siehe unten)
Das UPdate Handbuch ist in drei Sprachen erhältlich: Arabisch, Deutsch und Französisch.
Flexible Module im Blended Learning
Jedes Modul ist nach einem format- und medienübergreifenden pädagogischen Ansatz konzipiert. So besteht jedes Modul aus synchronen und asynchronen Arbeitszeiten sowie aus individuellen und Gruppenarbeitszeiten – sowohl in Präsenz als auch online.
Die Module wurden so entwickelt, dass sie in verschiedenen Ausbildungen integriert werden können: sowohl in Berufsausbildungen im Bereich der Sozialen Arbeit als auch in Ausbildungen für Ehrenamtliche (wie die JuLeiCa) oder auch in Universitäts- und Hochschulstudiengängen. Tatsächlich sind die Ausbildungsrealitäten im Bereich der Jugendarbeit in Frankreich, Tunesien und Deutschland sehr unterschiedlich. Die Module versuchen so gut wie möglich auf die Bedarfe des gesamten Sektors einzugehen. Aus diesem Grund sind die vier Lernmodule flexibel und modular aufgebaut. Sie können als Ganzes oder in Teilen eingesetzt werden. Auch die Reihenfolge oder die Anzahl der verwendeten Übungen kann verändert werden, um sie an Themen anzupassen, die eventuell bereits an anderen Stellen der Ausbildung behandelt wurden.
Die 4 Module – Inhalt und Ziele
An die Analyse anknüpfend sind vier thematische Module entstanden:
- Jugendarbeiter*in: Position, Rolle und Haltung – Dieses Modul bietet eine Reflexion über die Jugendarbeit als zentrale*r Akteur*in der Zivilgesellschaft mit ihren Möglichkeiten und Verantwortlichkeiten, junge Menschen als Akteur*innen der heutigen Gesellschaft zu begleiten. Die Reflexion arbeitet mit einem systemischen Blick auf die Gesellschaft.
- Jugendarbeit und politische Bildung – Dieses Modul bietet Denkanstöße, Modelle und konkrete Methoden, um mit jungen Menschen über gesellschaftliche – insbesondere kontroverse – Themen zu sprechen.
- Digitale Mündigkeit – Dieses Modul bietet konkrete Methoden und Werkzeuge, um sich mit dem Thema der Verantwortung von Bürger*innen im Internet auseinanderzusetzen sowie “Fake News” zu erkennen und dagegen vorgehen zu können.
- Begleitung von Jugendbürger*innenprojekten – Dieses Modul bietet konkrete Modelle und Methoden, um (zukünftige) Jugendarbeiter*innen für die Begleitung junger Menschen bei der Umsetzung ihrer Vorhaben zu rüsten.
Für wen ist das Handbuch? Und wie kann man es nutzen?
Das Handbuch ist für Ausbilder*innen entwickelt worden, die im Rahmen ihrer Aus- und Weiterbildungsangebote relevante Themen und Aspekte politischer Bildung für die Jugendarbeit einbauen wollen.
Das Handbuch bietet eine Einführung und eine Erklärung zum Hintergrund des UPdate-Projekts sowie Zugang zu den im Projekt entstandenen Materialien: die deutsch-tunesisch-französische Analyse sowie die Online- und Offline-Aktivitäten innerhalb der Module.
Alle Online-Übungen, die in der detaillierten Beschreibung der einzelnen Module als „E-Learning“ angegeben sind, sind auf einer Lernplattform und durch einen Link und einen QR-Code frei zugänglich.